Künstlerische Musizieraktionen – Die Elemente

Innerhalb unseres Seminars „Künstlerisch orientierter Musikunterricht“ nähern wir uns einer realisierbaren Form einer kompositorischen Installation. Thematisch haben wir uns nun auf die vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft) festgelegt. Es gibt vier Aufnahmestationen, an denen die Teilnehmer:innen Musik, Klang, Sound aufnehmen können. An den Processingstations werden diese Klänge weiterverarbeitet. An der Hauptstation fließt alles zusammenmen. Sie bildet die letze Instanz. Die Komponistin Helga Arias arrangiert an dieser Station an einem Mischpult die verschiedenen Signale der Aufnahme- und Processingstationen. 

 

Das Hauptziel unserer Überlegungen im Seminar ist (aus meiner Sicht) eine „andere Auseinandersetzung mit Musik“: Alte Hörgewohnheiten durchbrechen sowie das Erforschen und Erkunden neuer Sounds, Klänge und Stile. Das Konzept, welches wir in dem Seminar entwickeln, soll allgemeine Anwendung finden können. Der Musikpädagoge Hans Schneider greift in seinem Buch "musizieraktionen" das Thema künstlerisch orientierten Musikunterrichts auf und fragt einleitend: „Wie erfindet man Musik, die man nicht kennt – ohne das Erfinden zu kennen (Stangl. zit. n . Schneider, 2017, S. 9). Dies ist auch eine Frage, die uns in unserem Seminar begleitet. Wir stehen vor verschiedenen Herausforderungen und offenen Fragen:

  • Welche Rahmenbedingungen werden wir vorfinden?
  • Wie heterogen ist die Gruppe?
  • Welche Fähigkeiten können wir erwarten?
  • Wie provokant dürfen wir sein?
  • Brauchen wir ein Resultat?
  • Darf dieses Resultat auch scheitern und uns nicht gefallen bzw. unsere Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllen?
  • Wie klanglich abstrakt darf es sein?
  • Und irgendwie schwingt auch die Frage mit, was dann überhaupt noch als Musik benannt werden kann, und was eher nicht? Was ist also Musik, Klang, Form, Geräusch…?

 

Schneider beschreibt in seinem Buch, das die Aufgabe der Musikvermittlung ist, aktive und selbstgesteuerte Lernprozesse zu initiieren und zu ermöglichen (vgl. ebd., S. 9). Dabei zielt er auf eine Aneignung der musikalischen Welt ab, die sich für viele Menschen als verunsichernd, fremd und unbekannt darstellt (vgl. ebd., S. 9). Musikvermittlung im Sinne von Schneider ist eher als "Ermittlung" zu verstehen: Durch eigenständiges Erforschen, Erfinden und Gestalten rücken die Akteur:innen in den Mittelpunkt (vgl. ebd., S. 10). Angelehnt an Schneider kann Musik-Ermittlung eine selbstreflexive Auseinandersetzung mit sich selbst, der Welt und der Musik, in unserem Fall, dem Thema der Elemente, sein. Ziel ist die Phantasie und Kreativität zu fördern und eine autonome, interdisziplinäre Beschäftigung anzustreben. Die Teilnehmenden sollen hier nicht mit allgemeingültigen Parametern belehrt, sondern mit Neuem konfrontiert werden. Also nicht das Allgemeingültige wiederholen und einüben, sondern sich mit neuen Formen vertraut machen (vgl. Malfatti, 2006, zit. n. Schneider, 2017, S. 19). 

Die Grundidee des Seminars "Künstlerisch orientierte Musikdidaktik" ist eine interdisziplinäre Betrachtungsweise, die künstlerische und musikalische Herangehensweisen vereint. Unter künstlerischen Aktivitäten versteht Schneider in dem Kontext diejenigen Handlungen, die „die Regeln der Normalität aufheben, sich von alltäglichen Verrichtungen unterscheiden und dadurch ein Mehr an Aufmerksamkeit erheischen. Dieses über die Grenzen der Normalität und des Alltäglichen hinausgehende intensive Verhalten führt zu einer Sensibilisierung, die den alltäglichen Wahrnehmungshorizont aufbricht" (ebd.,  S. 15)

 

Aus diesem Modus des Erarbeitens einer Thematik ergeben sich wiederrum besondere Aufgaben für:

  •  Die leitende Person derartiger Projekte
  •  Die Reflexion und Beurteilung in solchen Projekten
  •  Die Bedeutung von Inszenierungen
  •  Die Bedeutung des Übens, der Anleitung und der Raumsituation
  •  Uvm.  (vgl. ebd., S. 9 ff.)

In verschiedenen Gruppen haben wir bisher thematisch an den Elementen gearbeitet. Ich beschäftige mich in einer Gruppe mit dem Element Feuer. Wir versuchen in den Gruppen selbst zu erforschen, welche Zugangsmöglichkeiten es zu den jeweiligen Elementen gibt, welche Werke zu den Themen zu finden sind, welche Assoziationen sich damit verknüpfen lassen und auch ob es spezifische Modi oder Voraussetzungen gibt, mit dem man den jeweiligen Elementen begegnen könnte. Im Weg-Protokoll finden sich meine persönlichen Auseinandersetzungen mit den Elementen.

 

Feuer weckt für mich sehr vielfältige, gegensätzliche Bedeutungen. Zum einen denke ich sofort an GEFAHR, aber auch an WÄRME und WOHLSEIN.

Dieser Gegensatz scheint sehr offensichtlich und oberflächlich. Die Frage ist für mich zunächst, was wir mit der Klanginstallation erreichen wollen. 

  • Wollen wir Feuer vertonen?
  • Wollen wir die Vielfältigkeit der Elemente darstellen und kontrastieren?
  • oder wollen wir das Wesen des Feuers klanglich erforschen?

Die letzte Frage, ist für mich am interessantesten. Aber ich denke, dass in einer offenen Klanginstallation die verschiedenen Akteur:innen auch unterschiedliche Ansätze verfolgen können. Um dort überhaupt hinzukommen denke ich, dass es zuerst wichtig ist das Element Feuer erstmal in einen lebensweltlichen Zusammenhang mit den Teilnehmer:nnen zu bringen. Also: Was hat Feuer mit mir zu tun? Welche Fragen entwickle ich dazu? Welche Fragen hatte ich schon? Was möchte ich gerne Ausprobieren? Was bringe ich vielleicht schon mit? Der nächste Schritt scheint für mich der einzig sinnvolle: Ausprobieren, Experimentieren, Scheitern und nochmal neu Versuchen. Dies kann natürlich auch unter bestimmten Aufgabenstellungen entstehen. 


Vorläufige Überlegungen zu einem Workshop

 

Ziele

-       Klangliche Parameter Erfassen und Erforschen

-       Gefühle, Atmosphäre, Ästhetische Erfahrung 

-       Ästhetische Transformation

-       Wie können aus alltäglichen Materialien „Feuerklänge“ entstehen?

-       Transformation: Idee-Klang-Spielpartitur 

-       Offenheit, Durchbrechen von Hörgewohnheiten, Abkehr von tonalen Elementen

 

Erwartungen/ Hoffnungen

-       SuS entwickeln von sich aus Klänge

-       SuS entscheiden selbst über verwendete Materialien 

 

Rahmenbedingungen

-       An den Processingsstations werden die Klänge nochmals verfremdet

-       Im Workshop entsteht kein endgültiges Ergebnis

-       Scheitern/Frustration

-       An der Station liegen inspirative Bilder, Partituren o.ä.

 

Offene Fragen

-       Klangfindung an der Station oder im Workshop?

-       Findet im Workshop bereits eine Differenzierung nach Aufnahmestationen statt?

-       Zu wenig Zeit?

-       Experimentieren auslagern?

-       Welche Rolle spielt der Workshop? Wie sind die anderen Gruppen damit umgegangen?

 

Didaktische Überlegungen

-       Wie viel Zeit steht zur Verfügung?

-       Partitur für die „fitten“?

-       Nutzen pentatonischer Tonleitern 

-       Ausgleich Offenheit und Struktur

 

Kunst/ Bilder/ Literatur/ Musik als Inspiration

-       Wasserfarben

-       Feuer-Farben

-       „Museumsgang“

-       Feuer als transformatives Element

 

Thema Waldbrand

-       Sprechfuge


Literatur

Schneider, H. (2017). musizieraktionen. frei - streng - lose. Anregungen zur V/Ermittlung experimenteller Musizier- und Komponierweisen. Büdingen: Pfau